Kennst du diese Filme, die man vielleicht nur alle paar Jahre sieht? Die Filme, von denen du deinen Freunden erzählst und das Gespräch einleitest mit: “Ey, ihr müsst diesen Film gucken!”, und dann erwähnst du den Titel das erste Mal nach vier Minuten, weil die Begeisterung dich nur von Handlung und Schauspiel reden lässt, aber dir trotzdem niemand folgen kann, weil deine Sätze eigentlich nur aus Adjektiven bestehen wie “gut”, “geil”, “toll” und “dannsobämundichkonntnichtmehr”.
Kennst du die Filme, bei denen du am Ende auf der anderen Seite des Sofas sitzt, weil deine Aufregung deinen Popo übernommen hat? Du rutscht hin und her, quietscht zwischendurch so etwas wie „Boah nein, das ist nicht wirklich passiert!?“ und „Das können die doch nicht machen!“, aber weil das wirklich passiert und die das sehr wohl machen, denkt sich deine Couch so, puh, also echt mal, wenn du weiter so auf mir hin und her rutscht, musst du mich nach dem Film mit Wundcreme einreiben.
Kennst du die Filme, die dich derart heulen lassen, dass du glaubst, dieser Film wurde nur für dich, für dich ganz allein gemacht? Schließlich kennt er all deine Sehnsüchte und Probleme, die hochkommen in diesem Moment und du dann so sehr weinst und es so sehr schmerzt, als gäbe es kein anderes Gefühl abseits von Trauer und Verzweiflung und du letztlich denkst, dass dieser Film dich mehr gebrochen hat als die schlimmste Erinnerung in deinem Leben?
Kennst du die Filme, die dir ein Bauch-Aua bescheren, das du nur loswirst, wenn du noch mehr lachst, kicherst, grinst, um dich abzulenken von dem Schmerz, der nur noch schlimmer wird, je mehr du grinst, kicherst, lachst? Selbst das feucht-fröhlichste Erlebnis mit deinen Freunden löst diese Euphorie nicht aus, weit weg von menschlichen Lauten, nur noch ein wirres Gegrunze zwischen Schnappatmung, Lachen, Tränen und Schenkelklopfern.
Kennst du diese Filme, nach denen du dein Leben richtest, weil sie dir Menschen an die Hand geben, denen du mehr vertraust als deinen Freunden oder deiner Familie? Du kennst sie erst seit zwei Stunden, aber du bist dabei, wenn sie fallen, toben, schreien, leiden, du bist ihnen ganz nah und du fühlst das alles, manchmal vielleicht sogar mehr als sie selbst, denn du bist hilflos, kannst nicht eingreifen, nicht helfen, kannst nur zuschauen, siehst sie, wie sie ihren Weg hinauf stolpern, du aber weißt, dass da nichts auf sie wartet und erst dann realisierst, dass du selbst diesen Weg gegangen bist und nach dem Film endlich checkst, fuck, ich bin wie die, ich kenn das alles, also drehst du um und nimmst dir die Fiktion zum Vorbild, damit du deinen Weg endlich findest.
Kennst du die Filme, die dir das Leiden der Welt auf die Schultern packen, nicht, damit das schiere Gewicht dich in den Boden rammt, sondern du jetzt erst recht aufstehst und das alles lösen wirst, du anpackst, hilfst, mit Körper und Geist dein Bestes gibst, um der Welt ein bisschen Scheiße abzunehmen und sie so zu einem besseren Ort machst?
Auf den Film Triple 9 trifft das alles nicht zu. Denn der ist beschissen.
Aber solche Filme muss es auch geben. Ohne das Schlechte gäbe es für uns das Gute nicht. Also lächle ich und sage: Nach dem Schlechten kommt auch irgendwann wieder das Gute. Wann auch immer das sein mag.
(Hoffentlich bald. Ich muss Triple 9 verdrängen, diesen Kackfilm.)