Film

Jupiter Ascending: Hahahahahahahaha

Im Ernst: Hahahahahahahaha. Hahahahahaha hahahahahaha hahahahahah!

Entschuldigung? Was ist gerade passiert? Lief da Channing Tatum mit Elfenohren und Laserschlittschuhen durch die Lüfte von Chicago? Und Mila Kunis, was war mit der los? Königin? Von was? Hallo? Hallo, Entschuldigung? Wo geht’s denn hier zur Logik?

Es kommt selten vor, dass ich Filme nicht verstehe, außer, sie wollen es. Gemeinhin nennt man das ja Mindfuck, also jemand oder etwas fickt dein Gehirn. Doch schon da beginnt das große Nichtchecken. Ich will nicht, dass man mit meinem Gehirn verkehrt, schon gar nicht so schmutzig. Wo kommen wir denn da hin? Wobei ich auch nicht so genau weiß, ob viel oder wenig im Kopf für diese Art von Sex gut ist oder nicht. Ich bekomme Kopfschmerzen, was das alles auf den Punkt bringt und weshalb ich diese neue Art der Zärtlichkeit nicht ausprobieren möchte. Aber ein Film, nein, der soll ebenfalls nicht mit mir verkehren, allein der Gedanke verwirrt mich zutiefst. Ich will das nicht.

Jedenfalls: Jupiter Ascending gehört gar nicht zu dieser Sorte. Der will weder mich noch meine körperliche Schaltzentrale penetrieren und wenn doch, dann bitte nur mit Channing Tatum, weil seine Ohren spitz sind und ich bei diesem Anblick auch. Außerdem ist er hier eine Mischung aus Wolf und Mensch, soweit ich das verstand, aber ich glaube auch, dass ich gar nichts verstanden habe, denn irgendwie scheint in ihm ein Hund zu sein und die lecken sich die Geschlechtsteile und ich weiß nun gar nicht so genau, was ich davon halten soll, sollte Channing Tatum das jetzt auch machen.

(Ich würde es vermutlich sexy finden.)

Mila Kunis, die wundervolle, großartige Mila Kunis tingelt auch durch diesen Film und putzt Toiletten. Deshalb hasst sie ihr Leben. Zwischendurch will sie ein Teleskop kaufen und wir sehen, wie sie 4.000 Dollar auf so ein Ding bei eBay bietet und jetzt frage ich mich nach dem Film: Wie hoch waren die Versandkosten? Ich muss das wissen, sonst kann ich nie wieder in Ruhe schlafen. Wobei ich eigentlich gut nächtigen sollte, weil Mila Kunis, ihr ahnt es ja bereits und irgendwie ist es auch logisch, beherrscht nun die Welt. Nein, falsch: Die Erde gehört ihr sogar. Sie hat den Bums gekauft. Mila Kunis besitzt mich also und das ist ein wundervolles Gefühl, ich gebe es zu.

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Aber Jupiter Ascending, dieser sehr, sehr verwirrende Film, der hat auch Bösewichte, drei, glaube ich, ja, es waren drei. Irgendwie sind die Geschwister und einer von denen will seine wiedergeborene Mutter heiraten, die in dem Fall Mila Kunis ist und ich das dann zumindest ein bisschen nachvollziehen kann. Eddie Redmayne lungert da auch herum, wohl als der Böseste, was man daran erkennt, dass er plötzlich brüllt. Jeder weiß: Shit, der meint das richtig ernst, so richtig todesernst, sonst würde er nicht schreien, schließlich schreit niemand gerne, außer Fischverkäufer in Hamburg, aber er, Eddie Redmayne, ist böser als die anderen.

So macht man seinen Standpunkt deutlich. Schreien, einfach so. Und lässig auf einem Thron hocken, weil, ja warum eigentlich? Weil man es kann. Weil er bequem ist. Weil Eddie Redmayne Aua am Popo hat. Würde ich auf einem Thron sitzen, käme in mir sofort der Bösewicht zum Vorschein. Ich klau euch dann das Fahrradlicht.

Verwirrt euch dieser Text? Das ist gut, weil Jupiter Ascending das auch mit mir gemacht hat. Wenn man es genau betrachtet, habt ihr zeitgleich den Film geguckt als ihr diesen Artikel gelesen habt, denn beides hat die selbe Wirkung. Es ergibt alles Sinn und dann wieder doch nicht und hey, guck mal, schon wieder haben diese Worte eine Gemeinsamkeit mit diesem neuen Werk der Matrix-Macher. Ach, ich vergaß: Die Wachowski-Schwestern führten hier Regie. Außergewöhnliche, völlig frei drehende Kreative, die zuletzt mit Sense8 eine phänomenal queere und ganz wundervolle Serie veröffentlichten.

Und eigentlich, da bin ich ehrlich, ist Jupiter Ascending ähnlich großartig, nur währenddessen total mies und fast unguckbar, aber eben so desaströs, dass ich herzlich und aufrichtig lachte und den Kopf schüttelte und dann beim Duden anrief und fragte, ob man die Definition von „geiler Scheiß“ mit einem Bild von mir versehen könnte, wie ich aufrichtig lache und den Kopf schüttele, während ich dieses Machwerk gucke, aber die Antwort war ein bisschen niederschmetternd: „Der Platz ist schon belegt mit einem Bild, das Uwe Boll zeigt, wie er Filme von Paul Thomas Anderson mit Maden nachstellt.“

Themawechsel: Während die visuellen Effekte in Jupiter Ascending noch aktuellen Ansprüchen genügen, schmerzt die in Falten gelegte Stirn spätestens nach dem Auftritt der Geschwister, die irgendwie alle ein Motiv, dann aber letztlich doch irgendwie nichts in der Hand haben gegen Mila Kunis, die hier die klassisch Auserwählte ist. Wie der Zuschauer das übrigens erfährt, also dass sie eine Königin ist: wahrhaftig und ganz ernst gemeint ein Moment für die Ewigkeit.

Bei all dem Hohn und Spott bleibt eine tiefe Liebe. Wenn Channing Tatum seine Mila im Arm hält und sie später einen tatsächlich großartigen Hundewitz bringt, ist es um mich geschehen. Dass Eddie Redmaynes Darm während des Drehs ganz eindeutig mit Hochdruck daran arbeitete, sich einfach mal komplett zu weigern, also Klappen dicht, Türen zu, Fenster verriegelt, Ausfahrt gesperrt, das merkt man ihm leider an und ich wünschte, er hätte Abführmittel genommen oder Oreos gegessen, die haben schließlich die gleiche Wirkung. So kann ich immerhin noch meinen Kindern zeigen: Guckt mal, liebe Alicia-Jasmin-Sophie und lieber Hans, da seht ihr die schlechteste Schauspielleistung aller Zeiten.

Und dennoch werden sie klatschen, weil sie so empathisch sind wie ich und ein Herz haben für das Schlechte, weil in allem Schlechten auch immer etwas Gutes steckt – man muss nur gewillt sein, es zu erkennen. Zumindest steht das so auf meinem Kühlschrank-Magneten.

Guckt Jupiter Ascending und lasst euch darauf ein. So einen Scheiß werdet ihr in diesem Ausmaße erst wieder sehen, wenn ihr Blade Runner 2049 guckt. Nur ohne den Charme.

Jupiter Ascending, USA 2017 // Regie und Drehbuch: Wachowskis // Darsteller: Mila Kunis, Channing Tatum, Eddie Redmayne, Sean Bean, Douglas Booth, Tuppence Middleton, Gugu Mbatha-Raw // Kamera: John Toll // Musik: Michael Giacchino // Laufzeit: 127 Minuten // FSK 12

Trailer

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