Film

King Cobra: Porno und Adorno

Er steckt die Hand in die Hose und lächelt so, wie ein Hundewelpe lächeln würde, wenn man ihn mit dem jungen Leonardo DiCaprio kreuzt – ein neuer Star der homosexuellen Pornobranche ist geboren! Unter den gleichwohl fürsorglichen wie gierigen Händen des Produzenten King Cobra bumst er sich durch einen Film nach dem anderen. Jeder redet über ihn und sein keckes Grinsen, seinen reinen Körper, ein richtiger Twink eben. Bald aber dreht sich alles nur noch ums Geld, fast so wie im guten, alten Hollywood.

Und das kommt nie so richtig in Fahrt. Die zügellosen, aber verschnittenen Sexszenen scheinen Regisseur Justin Kelly wichtiger zu sein als die Zusammenführung aller Beteiligten. Die Motivation einiger Charaktere wird durch reines Beobachten klar, sie sind trotzdem nicht einfach gestrickt, in ihrer sozialen Verschwiegenheit ohnehin verbunden, doch was James Francos Figur Joe angeht, mag es wohl an ironischer Überhöhung oder schlicht schlechtem Schauspiel liegen, dass ich ihn kaum ertrage.

Ein respektvolles Nicken ringe ich mir manchmal ab, wenn ich James Franco sehe, ich erkenne die Leidenschaft in seinem Einswerden mit fragwürdigen Moralvorstellungen; in King Cobra grunzt und labert er nur leider ohne Sinn und Verstand für sein eigenes Vorhaben, tatsächlich so, als hätte er Joe selbst nicht verstanden. „Wer denkt, ist nicht wütend“, befand schon Adorno. Franco macht daraus: „Ich wüte, also bin ich.“ Bisschen Profilierung steckt da natürlich auch drin.

kingcobra2
Salzgeber & Co. Medien GmbH

Da verdient sich Christian Slater als Cobra-Produzent mehr Anerkennung. Bei einem Abendessen mit seinem großen Fang blitzt sein fragwürdiger Scharfsinn auf, jedoch nur solange, bis die wahre Summe der Porno-Einnahmen offenbar wird. Neben den weichen, zum Verlieben einladenden Blicken von Hauptdarsteller Garrett Clayton wechselt Slater mit Vergnügen von Lieb- zu Rechteinhaber und ist somit das Herzstück des Films.

Das hilft jedoch nur wenig gegen die fiepende Musik, die planlos über den Dingen liegt. Lediglich das Ende verzückt mit einem Satz, den sich viele Menschen dringend, ja wirklich ganz dringend zu Herzen nehmen sollten:

„Alright, let’s fuck.“

King Cobra, USA 2016 // Regie und Drehbuch: Justin Kelly // Darsteller: James Franco, Christian Slater, Garrett Clayton, Keegan Alleen, Alicia Silverstone, Molly Ringwald // Kamera: Benjamin Loeb // Musik: Tim Kvasnosky // Schnitt: Joshua Raymond Lee // Laufzeit: 92 Minuten // Altersfreigabe: Ab 18 Jahren // Verfügbar auf Netflix

Trailer

%d Bloggern gefällt das: