Hin und wieder berichtet das GameStar-Magazin über News außerhalb von Videospielen. Gerne diskutiert in der Community, gehen die Meinungen dazu auseinander. Befremdlich wird es aber, wenn die GameStar zu lügen beginnt.
So geschehen bei einer aktuellen Meldung zu Breaking Bad: Die beiden Schauspieler Bryan Cranston und Aaron Paul veröffentlichten vor einigen Wochen zeitgleich in sozialen Medien ein Bild von zwei Eseln mit der Unterschrift „soon“. Danach folgten weitere Postings, es war eine Art Countdown für eine Ankündigung. Einige Medien legten nahe: Es handele sich um Neuigkeiten zum Breaking-Bad-Film. Die GameStar titelte wie folgt:
Das ist falsch. Ganz gehörig sogar.
Wie sich herausstellte: Bryan Cranston und Aaron Paul arbeiten gemeinsam an einer Schnaps-Marke. Keiner der Beiträge stand im Zusammenhang mit Breaking Bad.
Dass Cranston und Paul zeitgleich mysteriöse Bilder posten, mag sicherlich Assoziationen wecken in Richtung Breaking Bad. Aber mit keiner Silbe wurde die Serie oder ein potenzieller Film in den Postings der beiden Schauspieler erwähnt. Nirgends. Die Herleitung erfolgte durch diverse Magazine, unter anderem der GameStar. Das mag legitim sein. Die Art und Weise, wie die Redaktion es tat, ist es hingegen nicht.
In der Headline heißt es, dass Cranston und Paul erste Infos anteasern. Das ist falsch. Es sind Bilder von Eseln. Mehr nicht. Die GameStar-Redaktion hat so getan, als wüsste sie, was mit den Eseln gemeint ist, nämlich ein Film und bald stünden erste Infos dazu an. Eine professionelle Redaktion muss davon ausgehen, dass auch andere Dinge gemeint sein könnten: Ein Fantreffen, ein Cast-Revival in einer Talkshow, eine Dokumentation zu Breaking Bad, eine Stiftung für einen guten Zweck. Eine Überschrift muss explizit in diese Richtung abwägen. Doch das tut sie in diesem Fall nicht.
In der News selbst bleibt GameStar halbwegs vage. „Erfahren wir schon bald mehr über das Projekt?“, fragt die Redaktion. Und weiter: Drogenkuriere werden schließlich „Drug Mules“, also zu Deutsch: Maultiere genannt, was „sicherlich“ auf Infos zum geplanten Breaking-Bad-Film schließen lässt, so die Argumentation.
Mag alles so sein. Dennoch lügt die Headline wie gedruckt: Zu keinem Zeitpunkt wusste auch nur eine einzige Redaktion auf dieser Welt, dass es sich um Details zu einem wie auch immer gearteten Serien- oder Film-Projekt handelt. Und dennoch steht da sinngemäß ohne Fragezeichen oder Abwägung oder Vorsicht folgende Überschrift:
„Zwei Schauspieler teasern erste Infos zum Film an“
Im kürzlich veröffentlichten GameStar-Kodex – eine Sammlung journalistischer Richtlinien – steht unter Punkt 9:
„Kein Clickbait“
In diesem Fall geht es sogar darüber hinaus: Es wurde nicht einfach eine Überschrift gewählt, die nicht ganz das einhält, was in der eigentlichen News steht, sondern schlimmer: die Redaktion tut in der Überschrift so, als wusste sie zum damaligen Zeitpunkt bereits, wofür die Teaser-Bilder gedacht sind. Das nennt man gemeinhin auch: lügen.
In einer zweiten News berichtet GameStar über die Auflösung der ganzen Geheimniskrämerei:
So heißt es:
„Mit einer geheimnisvollen Ankündigung sorgten die beiden Breaking-Bad-Stars Bryan Cranston und Aaron Paul für helle Aufregung unter den Fans der TV-Serie. Gibt es endlich erste Details zum geplanten Film? Leider nicht, denn nun endlich kommt die Auflösung und lässt eine Menge Fans enttäuscht zurück. Was ist passiert?“
Und weiter:
„Die Idee ist als solches ja ganz nett, jedoch bedienten sie sich für ihre Ankündigung einem geschickten Marketing-Schachzug, der gezielt mit den Hoffnungen und Erwartungen der Serien-Fans spielt. Dementsprechend groß war auch der Unmut, den viele offen als Reaktion im Netz zeigten.“
So richtig möchte man Bryan Cranston und Aaron Paul allerdings nicht die Schuld an der Fan-Verärgerung geben, schließlich gab es Magazine wie die GameStar, die in Esel-Bilder mehr hinein interpretiert haben als es angemessen war – und vor allem: bereits davon gesprochen haben, dass besagte Bilder einem Film gelten, obwohl das zu keinem Zeitpunkt klar war.
Es wäre so einfach gewesen, die Headline zu entschärfen. Ungefähr so:
„Teasern Bryan Cranston und Aaron Paul erste Infos zum Breaking-Bad-Film an?“
Nicht perfekt, klar, aber immerhin wäre die Überschrift nicht gelogen.
Bis zur Veröffentlichung dieses Textes hat die GameStar die Headline nicht geändert. Auch auf Kritik der Leserinnen und Leser hat man bislang nicht reagiert.
Freie Mitarbeiter müssen sich m. e. nicht an den Kodex halten. Nur die, die dafür auf der Teamseite zu sehen sind. Vera Tidona gehört nicht zu.
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