Medienkritik

Control ist außer Kontrolle: Wird es nun gut oder schlecht?

In einem aktuellen Video spricht das GameStar-Magazin über Control. Bereits die Überschrift lässt einiges erahnen: 

neuezweifel

In der Beschreibung zum Video heißt es zudem:

neuezweifel2.jpg

Der Redakteur habe das Spiel eine Stunde lang anzocken können, doch er war sich bis zuletzt unsicher, ob Control „nun ein gutes Spiel wird oder ob es trotz seiner ganzen spannenden Ansätze am Ende vielleicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt“.

Da Control ein Metroidvania werde, brauche es auf jeden Fall mehr als eine Stunde, um das Spiel letztlich beurteilen zu können, heißt es in dem Video. Ein bemerkenswerter Satz fällt später:

„Ich will auch nicht den Teufel an die Wand malen. Aber in Zeiten, in denen Vorbesteller-Boni locken und bezahlte Influencer nach so einem Event erzählen, wie begeistert sie von der Demo sind, kann es vielleicht nicht schaden, auch mal Zweifel zu äußern und vor allem zu begründen.“

Das könnte man jetzt so stehen lassen und das GameStar-Magazin für ein eigentlich kluges und kritisches Video beglückwünschen. Doch die kleine Stichelei gegen Influencer bedarf einer Einordnung: Neben bezahlten Youtubern gab es nämlich noch eine weitere Stimme, die ganz, ganz doll begeistert war von Control, nämlich, genau: die der GameStar-Redaktion.

In einem Video zu Control von Mitte Mai heißt es:

videotitel

Das Vorschaubild sieht so aus:

videobild

Und im Video selbst heißt es unter anderem:

„In diesem Video verrate ich euch, wieso man sonst einen der besten Story-Shooter des Jahres verpasst!“

Bemerkenswert: In Zeiten, in denen – laut GameStar – bezahlte Youtuber Stimmung machen für gewisse Spiele, ist es das Fachmagazin GameStar, das den „Top-Shooter für Story-Fans“ namens Control zu einem der „besten Story-Shooter des Jahres“ erhebt – wohlgemerkt: im Mai.

Nun könnte man argumentieren: Wenigstens haben bezahlte Influencer das Spiel angezockt, bevor sie es gelobt haben, was die GameStar-Redaktion nur so halb tat. Im Preview-Video von Mitte Mai verlor der Redakteur nämlich kein Wort darüber, worauf dieses ja doch erhebliche Lob basierte. Gab es eine Anspielversion? Ein Event? Oder sammelte man nur bislang bekannte Infos? Keiner weiß es.

Und komplett absurd wird es spätestens dann, wenn man darüber spricht, dass eigentlich noch gar nicht klar sei, wie die Story wird, obwohl man neun Minuten zuvor noch von einem der „besten Story-Shooter des Jahres“ gesprochen hat, was exakt so im GameStar-Video geschieht.

Die Redaktion änderte übrigens das Wort „beste“ in „vielversprechendste“, aber eben nur in der Beschreibung und nicht im Video selbst. So richtig wollte man sich mit der Kritik an den Formulierungen also nicht beschäftigen. Unter anderem habe ich hier darüber geschrieben.

Eigentlich wäre die ganze Sache nicht weiter erwähnenswert, wenn die Redaktion im ersten Video lediglich ein bisschen gelobt hätte; hier und da ein „cool“ oder ein „gut“ oder ein „dufte“. Doch man entschied sich bewusst für spezielle Formulierungen, für „Top-Shooter für Story-Fans“ und „einer der besten Story-Shooter des Jahres“, obwohl das Jahr zu dem Zeitpunkt noch nicht mal zur Hälfte vorbei war und diese Bewertung zu einem unveröffentlichten Spiel zustande kam.

Wie ernst kann man eine Redaktion nehmen, die behauptet, Zweifel können nicht schaden im Influencer-Zeitalter, aber selbst ungezügelt lobt und feiert?

Der Fall Control zeigt also: Influencer und Spielejournalismus – die Unterschiede sind manchmal nur schwerlich erkennbar.

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