Kürzlich verkündete Bethesda eine Premium-Mitgliedschaft für das Service-Game Fallout 76. Für knurrige 120 Euro im Jahr oder 15 Euro im Monat ermöglicht Bethesda den Betrieb eigener Server. Zusätzlich gibt es unter anderem unbegrenzten Stauraum, Outfits und anderen InGame-Kram.
Das Problem: Fallout 76 ist noch immer in keinem guten Zustand. Und es ist auch immer noch kein sonderlich gutes Spiel. Dass Bethesda ohne „Vorgespräch“ mit der Community nun ein langersehntes Feature (private Server) in ein horrendes Abo-Modell verpackt, stößt auf viel Kritik.
Viele Redaktionen geben sich Mühe, genau das abzubilden. So titelt GameStar:
Nach der kurzen Erklärung, worum es sich bei der Mitgliedschaft handelt, kommt GameStar rasch zu den Reaktionen. Es wird auf Twitter und Reddit verwiesen und auf die negative Grundstimmung aufmerksam gemacht.
„Bei den Spielern kommt Bethesdas Ankündigung nicht besonders gut an. Viele Spieler haben dem Publisher den verkorksten Release von Fallout 76 noch nicht verziehen und halten die neue Premium-Mitgliedschaft für überteuert. Auf Twitter ist Fallout 76 bereits in den Trends und die meisten Tweets lassen kein gutes Haar an Fallout 1st.“
„Auf Reddit wird ebenso heftig diskutiert. Dabei kommt auch die Frage auf, ob es sich bei der neuen Verwertungskiste um eine Pay2Win-Mechanik handelt. Immerhin können Spieler hier unendliche viele Ressourcen ansammeln und brauchen keine ihrer Materialien mehr aussortieren.“
In einer Kolumne reagiert GameStar erneut auf die Vorkommnisse und stimmt der Community weitgehend zu.
Auch das Schwestermagazin GamePro berichtet darüber. Direkt in der Einleitung heißt es:
„Bethesda hat die Preise für das neue Fallout 76-Premium Abo „Fallouts 1st“ bekannt gegeben. Die Reaktionen in der Community sind extrem negativ.“
In der News wird explizit auf die negativen Stimmen verwiesen:
Weitere Magazine wie Playcentral und Gamereactor schreiben ebenfalls über die Reaktionen. 4Players und Gamersglobal machen das zwar nicht, formulieren aber eher neutral.
Doch wer grätscht dazwischen und findet das fast ausnahmslos negativ aufgenommene Feature richtig toll?
„Tolle Features“, die man im Abo-Modell bekomme, heißt es also. In der News selbst schreibt Spieletipps:
„Fallout 76 verfügt ab sofort über ein Abo-Modell, das auf den Namen Fallout 1st hört und mit neuen Features aufwartet. Für einen Preis von rund 15 Euro monatlich oder 120 Euro jährlich könnt ihr private Server starten und erhaltet eine Reihe von Vorteilen, die sich viele Fans sehnlichst gewünscht haben.“
„Sehnlichst“ gewünscht haben sich Fans vermutlich, dass Fallout 76 zunächst zu einem guten Spiel wird, aber woher soll Spieletipps denn bitte von der negativen Grundstimmung wissen? Recherchiert hat in der Redaktion offenbar niemand, denn die Community-Stimmen werden mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen heißt es:
„Fallout 76 wurde am 14. November 2018 für PC, PS4 und Xbox One veröffentlicht. Wer die postapokalyptische Welt ausschließlich mit seinen Freunden besuchen will, hat nun die Möglichkeit dazu und bekommt obendrein ein paar nützliche Boni und Vorteile.“
Auch in einer Bildunterschrift zeigt sich Spieletipps begeistert von „Fallout 1st“.
Schick, ja genau.
Ein bisschen merkwürdig ist es, dass die Überschrift auf der Website von Spieletipps ein bisschen anders aussieht:
„Fallout 76 | Abo-Modell mit neuen Features gestartet – für 120 Euro jährlich“
Statt also „tolle Features“ wie in den Social-Media-Postings auf Facebook und Twitter, heißt es nun lediglich „neue Features“. Ob die Redaktion die Headline geändert hat – also entweder für die sozialen Netzwerke oder für die Startseite von Spieletipps, ist indes nicht bekannt. Änderungen transparent aufzeigen? Nö.
So oder so: Es ist bemerkenswert, wie Spieletipps als offensichtlich einzige Redaktion in Deutschland direkt in der Bekanntgabe zu „Fallout 1st“ etwas Positives zu sagen hat und die negativen Reaktionen der Community bewusst auslässt. Das „schicke Outfit“ neben den „nützlichen“ Vorteilen und den „tollen“ Features, die sich Fans „sehnlichst“ gewünscht haben – das klingt weit weg von der Wirklichkeit, genau genommen klingt das ein bisschen nach Werbung.
Eine entsprechende Markierung als „Anzeige“ ist jedoch nicht zu finden. Ebenso hat Spieletipps bis zuletzt in keiner weiteren News auf die Reaktionen aus der Fallout-Community aufmerksam gemacht.