Medienkritik

GameStar stellt ein: Ein paar Tipps für deinen Traumjob

Niemand ist so erfolgreich wie die GameStar-Redaktion. Und ausgerechnet das größte Spielemagazin Deutschlands sucht nun Online-Redakteure. Was DU bei deiner Bewerbung beachten musst, verrate ich dir jetzt.

Nichts bringt mich mehr in Wallung als folgende Neuigkeit: Das GameStar-Magazin stellt neue Mitarbeiter ein. Hurra! Was aber muss ein Bewerber mitbringen, damit er Teil der größten Spieleseite Deutschlands werden kann?

In jeder Stellenausschreibung verstecken sich immer ein paar kryptische Hinweise: Was musst du können, was erwartet der Arbeitgeber, was ist wichtig für die Karriere dort? Ich gebe dir, JA GENAU DIR einige Hilfestellungen, Hinweise darauf, wie die GameStar Tag für Tag arbeitet. Und wenn dir das bei deiner Bewerbung hilft, tja – ist doch geil für uns alle dann!

Unter anderem steht in der Stellenausschreibung unter „Dein Profil“ folgendes:

„Abitur und/oder abgeschlossene Ausbildung“

Du musst gebildet, ja sogar gestählt sein! Die GameStar-User bombardieren dich schließlich mit Wissen, und damit schließt du gefälligst deine Wissenslücken, denn wenn es nicht gelöscht wird, ist es wohl richtig. Oder? Eine Auswahl jener Kommentare, die du jeden Tag lesen darfst:

  • „[…] Und nahezu alles was nach Europa gekrochen kommt ist illegal, nur leider schert sich niemand mehr darum.“
  • „Da kann auch die Geilste auf dem Schiff so lange Hand anlegen bis der Mann kurz vorm Kommen ist und dann gehts halt ab in die werdende Mutter, notfalls mit Beutel oder Gloryhole, wenn sie gar nicht geht.“
  • „Ich beschäftige mich schon lange mit diesem Thema, und ich muss sagen ich bin schon längst nicht mehr so sehr davon Überzeugt das Adolf Hitler der Verbrecher gewesen ist, als der er dargestellt und uns verkauft wird.“
  • „Für mich sind das [ein Blog-Eintrag] Nazi-Methoden.“
  • „Die [ihre Menstruation] scheinen bei ihr zu Verdummung zu führen.“
  • Über den Rundfunkbeitrag: „ARD, ZDF […] sind die größten PROPAGANDA Maschinen der Welt.“

Mehr zum Thema:


Unter „Dein Profil“ heißt es:

„Stilsicherheit, journalistische Denke und professionelle Schreibe“

Die Speisekarte von McDonalds lektorierst du im Schlaf, und du spürst eine Wärme in der Leistengegend, wenn Julian Reichelt über Ausländer herzieht? Nice Diggi, dann heißt die GameStar-Redaktion dich willkommen – also nur, wenn du zusätzlich die Phrasen drischt wie die ARD auf die Demokratie einkloppt. Ein paar Beispiele:

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Mehr dazu:


Unter „Dein Profil“ heißt es:

„Umfassende Erfahrung und Kompetenz im Bereich PC- und Videospiele sowie Videospielkultur“

Weißt du nicht, wann die erste Erweiterung von Command & Conquer in Russland erschien? Vielleicht bist du dann nicht der Richtige. Du musst schließlich der größte Nerd sein, damit auch die Frauenfeinde in der GameStar-Community immerhin dein Wissen über Videospielkultur zu schätzen wissen. Dazu gehört Trump genau so sehr wie Tarantino. Klar!

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

Und wer weiß, vielleicht hat die GameStar-Redaktion bald wieder Bock auf Erniedrigung von Frauen. Man kann schließlich nie wissen!

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)


Unter „Dein Profil“ heißt es:

„Hohe Affinität zu neuen Medien“

Was nicht Text ist, musst du verstehen. Ein Spiel wird angekündigt, aber eigentlich verrät der Hersteller nur den Namen? Fuck it, du musst daraus ein Video produzieren, das geklickt wird – eventuell mit ein paar Tricksereien, wenn du beispielsweise ein Video mit „Preview“ beschreibst, du aber eigentlich nur den Namen des Spiels kennst. Naja.

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Unter „Unser Angebot“ heißt es:

„Ein sehr gutes Arbeitsklima bei einem international aufstrebenden Online-Publisher“

Zu diesem international aufstrebenden Publisher gehört auch die Filmseite Moviepilot.de. Die Social-Media-Abteilung ist sicherlich der Knaller auf Partys.

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Vielleicht kommt es vor, dass du bei dem Schwester-Magazin GamePro aushelfen und die inhaltsleersten News der Branche texten musst:

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(Quelle: Gamepro.de)

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(Quelle: Gamepro.de)

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(Quelle: Gamepro.de)


Unter „Unser Angebot“ heißt es:

„Abwechslungsreiche Aufgaben und Raum für Experimente“

Niemand mag Monotonie. Und weil Videospiele unendlich Stoff hergeben für kreative Aufgaben, auch abseits doofer Übersetzungen von englischsprachigen Meldungen, kannst du stattdessen bei der GameStar folgende bahnbrechende Texte schreiben:

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(Quelle: Gamestar.de)

Oder du flunkerst ein bisschen, wenn du etwas schreibst, was nur so halb der Wahrheit entspricht:

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(Quelle: Gamestar.de)

Oder du guckst eine 50-minütige Präsentation und schreibst darüber eine Vorschau, in der du das Video analysierst nacherzählst. Sieben Seiten lang. Sieben.

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(Quelle: Gamestar.de)

Manchmal tritt sogar ein Hersteller an dich heran und bietet dir die Story deines Lebens. Damit sich der Aufwand lohnt, das viele Gespiele, Gezocke und Gezetere, betitelst du deinen Text mit dudenerschütternden Adjektiven wie „weltexklusiv“, weil es ja schließlich stimmt …

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

Oder stimmt es etwa doch nicht?!

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(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Mehr dazu:


Unter „Unser Angebot“ heißt es:

„Kontinuierliche Weiterbildung und Unterstützung von einem erfahrenen Team, das seit 20 Jahren erfolgreich Games-Journalismus macht“

Wie erfolgreich dieser Journalismus tatsächlich ist, zeigt das eigens entwickelte Wertungssystem. Das wurde (vor der Überarbeitung) wirklich jedem Spiel gerecht.

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(Quelle: Gamestar.de)

Oder auch nicht.

Seit 20 Jahren im Games-Journalismus erfolgreich, schreibt die GameStar also, und bestimmt viel dazu beigetragen hat das berühmte Babes-Duell. Ein mittlerweile eingestelltes Format, in dem Frauen aus Videospielen gegeneinander antreten. Es gewann, wer mehr Sex-Appeal hat. So sympathisch! So erfolgreich! Seit 20 Jahren!

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

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(Quelle: Gamestar.de)

Das Babes-Duell ging so steil, die Redaktion hat eigens dafür eine Übersichtsseite erstellt. Mit vielen Babes-Duellen. Und Babes-Galerien. Und Babes-Wallpaper. So sympathisch! So erfolgreich! Seit 20 Jahren!

So sah das beispielsweise im Mai 2011 aus:

babesduell-uebersicht
(Quelle: Wayback Machine)

babesduell-aelter
(Quelle: Wayback Machine)


Na, kribbelt es? Haste Bock? Also hau in die Tasten, prügel sie regelrecht, und beeindrucke so die GameStar-Redaktion mit deinen Talenten.

Hier findest du alle weiteren Infos. Viel Erfolg!

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